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Das LG Arnsberg und die Pflichtteilsergänzung: Ein Urteil von großer Bedeutung für Erbrechtstreitigkeiten

Im deutschen Erbrecht stellt der Pflichtteil sicher, dass nahe Verwandte des Erblassers nicht gänzlich von der Erbmasse ausgeschlossen werden können. Doch was passiert, wenn die Wertermittlung der Nachlassgegenstände strittig ist? Das Landgericht (LG) Arnsberg hat in einem interessanten Fall dazu Stellung bezogen.

Was wurde entschieden?

In seinem Urteil vom 17. September 2021 verpflichtete das LG Arnsberg die Beklagte, den Klägern bestimmte Summen zu zahlen, die auf einer Neubewertung des Nachlasses basierten. Der Fall dreht sich um die korrekte Bewertung einer Immobilie, welche signifikant zum Wert des Nachlasses beitrug.

Warum ist dieses Urteil bedeutend?

Dieses Urteil hebt die Bedeutung einer genauen Bewertung von Nachlassgegenständen hervor, insbesondere wenn Pflichtteilsansprüche geltend gemacht werden. Es zeigt auch, dass Gerichte bereit sind, notfalls durch Gutachten eine korrekte Bewertung sicherzustellen, um die Rechte der Pflichtteilsberechtigten zu wahren.

Wie verläuft ein solcher Rechtsstreit?

Der Streit begann mit einer Aufforderung zur Auskunft über den Nachlass, gefolgt von einer Klage auf Zahlung eines ergänzenden Pflichtteils, basierend auf einer höheren Immobilienbewertung. Die Entscheidung des Gerichts basierte auf detaillierten Gutachten, welche den Wert der Immobilie höher einschätzten als von der Erbin angegeben.

Beispielhafte Anwendungsfälle

1. Auskunftsanspruch

Pflichtteilsberechtigte haben ein Recht auf genaue Informationen über die Zusammensetzung des Nachlasses. Sie können notfalls gerichtlich eine Auskunft einklagen.

2. Bewertung von Immobilien

Oft ist der Wert einer Immobilie strittig. Ein unabhängiges Gutachten kann hier Klarheit schaffen und ist häufig Grundlage für die Berechnung von Pflichtteilsansprüchen.

3. Durchsetzung des Pflichtteils

Ist der Nachlass einmal korrekt bewertet, können Pflichtteilsberechtigte, wenn nötig, ihren Anspruch gerichtlich durchsetzen. Dies umfasst auch die Zahlung von Zinsen auf den nachgeforderten Betrag ab dem Zeitpunkt der ursprünglichen Fälligkeit.

Handlungsempfehlungen

Wer als Pflichtteilsberechtigter auf Probleme stößt, sollte:
- Eine genaue Aufstellung und Bewertung aller Nachlassgegenstände fordern.
- Bei Zweifeln an der vom Erben angegebenen Bewertung ein unabhängiges Gutachten in Auftrag geben.
- Bei Nichterfüllung der Pflichtteilsansprüche rechtliche Schritte einleiten.


Ihr Rechtsanwalt und Fachanwalt für Erbrecht / (Zertifizierter) Testamentsvollstrecker (AGT)

Christian Keßler
(Diese Informationen erfolgen nicht im Rahmen eines konkreten Vertragsverhältnisses. Der Verfasser übernimmt keinerlei Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen. Haftungsansprüche gegen den Verfasser, welche sich auf Schäden materieller oder ideeller Art beziehen, die durch die Nutzung der dargebotenen Informationen bzw. durch die Nutzung fehlerhafter und unvollständiger Informationen verursacht wurden, sind grundsätzlich im weitest zulässigen Rahmen ausgeschlossen.)

Weitere Informationen

Veröffentlichung

Mi, 03. Juli 2024

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